Im Rahmen ihrer ständigen Beobachtungen zu dem skandalösen Baugeschehen auf der ca. 60 ha großen Peißnitzinsel und in der Saaleaue unterhalb der Weinberge haben die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) festgestellt, dass die Verwaltung der Stadt Halle (Saale) unter Führung des Oberbürgermeisters Dr. Bernd Wiegand, trotz zunehmender Proteste sowie mehrfach und nachdrücklich geäußerte Einwände, Bedenken und Warnungen vollkommen unbeeindruckt die Bauarbeiten zur Errichtung von Asphaltstraßen fortsetzt und intensiviert.

Das diese zerstörerischen Eingriffe im 2.314 ha großen Landschaftsschutzgebiets „Saaletal in der kreisfreien Stadt Halle (Saale) und Einzugsgebiet des Hochwassers der Saale stattfinden und dabei auch das ca. 10 ha große Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ beschädigt, welches zusammen mit dem Naturschutzgebiet „Forstwerder“ das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ bildet, lässt die Funktionäre vollkommen kalt. Dazu zählen auch Pläne den Weg im Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ komplett neu auszubauen und zu schottern. Abgesehen davon, dass das unzulässige und unnötige bauliche Eingriffe darstellen, ist mit massiven Schädigungen der Wurzelbereiche der Altbäume zu rechnen. Bereits Probegrabungen können nachhaltige Schädigungen z.B. an den ca. 200 bis 300 Jahre alten Stieleichen und Platanen hervorrufen. Neben der Beschädigung der Wurzeln, welche dann Pilzen als Eintrittspforten dienen, ist mit Einschränkungen in der Nahrungsaufnahme und der Standfestigkeit zu rechnen.

Für die die Initiative „Pro Baum“ und dem Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ist in dem Zusammenhang unverständlich, dass alle Fraktionen des halleschen Stadtrates sowie die Landesbehörden in ihren Eigenschaften als oberste und Obere Naturschutzbehörde dazu noch immer schweigen. Daher ergeht die Aufforderung an die nunmehrige Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Claudia Dalbert sich unverzüglich der Angelegenheit anzunehmen und sofort das Gesamtvorhaben zu stoppen.

Ebenso scheint der Landesrechnungshof den offenkundigen Missbrauch von steuerfinanzierten Flutgeldern keine Notwendigkeit zum Handeln zu sehen.

Diese Ereignisse zeigen nach Ansicht von Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA), dass das System der Institutionen Naturschutzbehörden, Finanzprüfer sowie der parlamentarischen Kontrolle nicht funktioniert. Somit offenbart sich nach Ansicht der beiden Organisationen, dass eine wahre Demokratie, welche auf fundiertem Fach- und Sachwissen sowie dem Engagement der Bevölkerung und ihrer Organisation beruhen sollte, sich immer wieder als Makulatur entpuppt. Stattdessen regieren der hallesche Oberbürgermeister und seine Verwaltung mit bewusst manifestierter Ignoranz und Arroganz sowie einem auf mangelndem Sach- und Fachverstand beruhenden Aktionismus.

Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sehen die deutliche Gefahr, dass die Verantwortlichen die fachlichen und rechtlichen Notwendigkeiten eines flächendeckenden, nachhaltigen und intensiven Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes nicht mehr verfolgen möchten und deren Zerstörung für bauliche Vorhaben allermöglichen Art bewusst und in fester Überzeugung richtig zu handeln, weiter forcieren.

Beide Organisationen beabsichtigen daher gründlich zu prüfen, inwieweit andere Formen und Methoden im Handeln zum Schutz von Natur, Landschaft und Umwelt wirkungsvoller sein können, da die derzeitigen Möglichkeiten wenig oder gar nicht zielführend sind. Die Stadt Halle (Saale) und ihre verantwortlichen Einrichtungen haben sich offenbar klar und deutlich verabschiedet, gemeinsam mit der Bevölkerung und ihrer Organisationen Wege zu einer ökologisch orientierten Stadtgestaltung und Stadtentwicklung zu suchen und zu finden.

Darauf sich einzustellen ist das Gebot der Zeit.

Nunmehr fordern Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) diese zerstörerischen Bauarbeiten einzustellen und im Anschluss daran auf Kosten der Verantwortlichen alle bereits erfolgten Verbauungen und Versiegelungen vollständig wieder zurückzubauen.

Im Hinblick auf die Wilde Saale bekräftigen Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) die Sperrung für Boote aller Art aufrecht zu erhalten. Nur so kann die Wilde Saale, welche u.a. das ca. 10 ha große Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ tangiert, ihre Funktion als Lebens- und Rückzugsraum z.B. für Biber, Eisvögel, für zahlreiche Wasservögel und Amphibien wahrnehmen.

Gleiches gilt es für den zum 90,7 ha großem Naturschutzgebiet „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“ gehörenden ca. 41 ha große Restauenwald Rabeninsel, in welchen auch die Untere Aue Bestandteil ist, zu sehen. Hier ist aus Sicht der Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) der Natur die Hauptregie für die Entwicklung des Auenwaldes zu überlassen. Dazu zählen auch die einst in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts angepflanzten Pappelbestände. Hier zeigt sich erfreulicherweise eine schrittweise Umentwicklung zu einem naturnahen, standortgerechten Auenwald. Die alten Pappeln dienen zurzeit noch mit ihren hohen Bäumen und Höhlen als Nistplatz sowie Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten. Von daher ist von einer Fällung abzuraten, welche zudem die sukzessive Wiederentstehung besagten Auenwaldes empfindlich stören könnte.

Im Bereich der Wiese im Nordteil der Rabeninsel, wo Kopfweiden stehen, halten es die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) für dringend geboten, die Maßnahmen zum Schutz und Erhalt des Standortes fortzusetzen und für sinnvoll das Schnittgut als Steckhölzer zur weiteren Verjüngung der Kopfweidenbestände in dem Bereich der Rabeninsel zu verwenden.

Jedoch erfüllt es die Initiative „Pro Baum“ und den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) mit Sorge, dass es offenbar Pläne gibt den Rundweg mit Schotter und Porphyrsplitt auszubauen sowie ggf. Ausholzungen im Wegebereich vorzunehmen. Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) verweisen darauf, dass die Rabeninsel ein klassischer Auenwald im Einzugsbereich der Saale darstellt und somit hochwasserbeeinflusst ist. So rechnen beide Organisationen u.a. damit, dass einhergehend mit den Ab- und Ausspülungen derartig ausgebauter Wege der Splitt im gesamten Naturschutz- und FFH-Gebiet verteilt und somit den Boden sowie Fauna und Flora beeinträchtigen könnte. Ferner schätzen Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) ein, dass der Weg ausreichend befestigt ist und zudem besser zum Natur- und Landschaftsbild passt. Möglicherweise dafür veranschlagte Flutgelder sollten eher in Entsiegelungs- und Rückbaumaßnahmen in den Auenlandschaften Einsatz finden. Dazu gehören z.B. die komplette bauliche Umverlegung des Multimediazentrums an einen hochwasserfernen Standort, der Rückbau der großzügigen Asphaltflächen im Mittelteil der Peißnitzinsel sowie eines Betonpodestes am Ufer der Wilden Saale im Nordteil der Rabeninsel.

Ferner betrachten Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) mit großer Sorge Pläne des halleschen Oberbürgermeisters und seiner Verwaltung vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) am 22.06.2016 eine Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Halle (Saale), lfd. Nr. 31 „Saaleufer am Böllberger Weg“ beschließen lassen zu wollen. Gleiches gilt für den in der Sitzung des halleschen Stadtrates am 25.02.2015 beschlossenen Bebauungsplan Nummer 70 „Böllberger Weg/Mitte“.

Vom Grundsatz her ist es zu begrüßen, wenn man beginnt Überlegungen und Planungen zu den nunmehr über 20 Jahre leerstehenden einstigen Industrieflächen anzustellen. Jedoch gilt es derartige Überlegungen auch immer unter den Gesichtspunkten des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes zu tun. Insbesondere ist das auch dann dringend geboten, wenn derartige Überlegungen massive Eingriffe in das Saaleufer mit einbezieht, weil diese Landschafts- und Naturbereiche mit ihren Auenwaldrestbeständen einen wichtigen Bestandteil in dem Grün- und Biotopverbund entlang der Saale und in das hallesche Stadtgebiet sowie als Überschwemmungsgebiet der Saale darstellen. Sie bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum, sorgen für eine klimatische Verbesserung durch Frisch- und Kaltluft sowie verbessern das Landschafts- und Stadtbild. So dienen diese Auenwaldreste als Quartiere für Fledermäuse, was eigene Beobachtungen immer wieder bestätigten. Ebenso suchen hier zahlreiche Vogel-, Insekten- und Spinnenarten ihren Lebensraum, welche zudem eine sehr wichtige Bedeutung für einen gut funktionierenden Naturhaushalt besitzen. Die jahrzehntelangen leerstehenden Gebäude in den Industriebrachen dienen häufig nunmehr auch als Quartier für Fledermäusen und Eulen. Insofern gilt es eine Bebauungsplanung eher dahingehend zu orientieren, dass es genau abzuwägen gilt, welche Maßnahmen möglich erscheinen und welche vornherein auszuschließen sind. So könnten z.B. Gebäude, welche als Quartier für Fledermäuse und Eulen dienen aus jeglicher intensiven baulichen Nutzung ausgeklammert sein und dem Schutz der Natur dienen. Ebenso erscheint es dann sinnvoll zu sein, die bauliche und öffentliche Nutzung des Umfeldes daraufhin abzustimmen. Die Einbeziehung der Rohrbrücke über die Saale zur unteren Aue gilt es u.a. unter dem Gesichtspunkt zu prüfen, dass dieses Gebiet Bestandteil des Naturschutzgebietes „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“ ist, welches zudem einen Schutzstatus nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besitzt.

Eine Errichtung von asphaltierten oder betonierten Radwanderwegen in diesen sehr sensiblen Abschnitten führt unweigerlich zur Zerstörung dieser sehr bedeutsamen Natur- und Landschaftsräume. Ferner ist dieser Raum in enger Verbindung zum Naturschutzgebiet „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“ zu sehen. Zudem verweisen Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) auf die vom AHA erstellte „Konzeption zum Schutz, Erhalt, Pflege und Betreuung des Mühlwerders in Böllberg“ vom 03. Juli 1996, welche Vorschläge zu Maßnahmen zum Schutz, Erhalt, Pflege und Betreuung des Mühlwerders sowie seines näheren Umfeldes beinhaltet.

Es ist vollkommen unverständlich, warum die Stadt Halle (Saale) immer wieder Planungen vorantreibt, welche auf massive Störungen bzw. Zerstörungen von Natur, Landschaft, Umwelt und städtischem Grün abzielen. Als markante Beispiele seien hier die Errichtung der Rabeninselbrücke zwischen Böllberger Weg und Rabeninsel, die Zerstörungen im Bereich des Gesundbrunnenbades und des angrenzenden Parks, die Planungen am Steintor, die Planungen und der Umbau von Otto-Stomps-Straße/Fiete-Schulze-Straße, die Einschränkung des Auenraumes durch die Errichtung eines neuen Hochwasserdeiches am Gimritzer Damm, die Planungen zur Errichtung eines neuen Saaleübergangs sowie die bisherigen und geplanten baulichen Vorhaben auf der Peißnitzinsel, am Saaleufer unterhalb der Burg Giebichenstein, in den Klausbergen genannt.
Bezüglich des Bereiches des Böllberger Weges erscheint es eher sinnvoll, endlich Planungen in Angriff zu nehmen, welcher wesentlich mehr Grün in den öffentlichen Raum bringt. Als Beispiel könnten die Veränderungen in der Ludwig-Wucherer-Straße dienen.
Derartige Planungen und Aktivitäten führen unweigerlich zur Aufwertung des Stadtbildes, der stadtökologischen Funktionalität und tragen somit zur Steigerung der Attraktivität des Straßenraumes bei.

Auf Grund der gegenwärtigen Zielstellungen der Bebauungsplanung westlich des Böllberger Weges halten es Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) für dringend geboten, die gesamte Zielstellung und somit auch die Inhalte komplett auf den Prüfstand zu stellen. Ferner empfiehlt der AHA rechtzeitig und allumfänglich die Bevölkerung sowie ihre Vereine und Initiativen in entsprechende Planungen einzubeziehen.

Auf Grund des zunehmend besorgniserregenden Umgangs mit der Natur, Umwelt und Landschaft im Stadtgebiet von Halle (Saale) und dabei ganz besonders in der Saaleaue halten Initiative „Pro Baum“ und AHA eine unverzügliche Kehrtwende für dringend erforderlich. In dem Zusammenhang rufen beide Organisationen alle Interessenten auf, sich selbst umfassend für den Schutz, Erhalt und die Entwicklung der Saaleaue und angrenzender Landschaften einzubringen und in den vom AHA gebildeten Arbeitsgruppen Peißnitz, Pulverweiden/Rabeninsel, Graebsee und Dölauer Heide/Lintbusch sowie in der Initiative „Pro Baum“ mitzuwirken.

Wer Interesse hat in diesen ehrenamtlichen Arbeitsgruppen mitzuwirken, kann sich an folgende Anschrift wenden:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)

Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha