Mit großer Sorge und Unverständnis haben Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) aufgenommen, dass das Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt den Bau der gesamten 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife genehmigt hat. Diese Entscheidung ist eine skandalöse Fortsetzung der mit Bescheid vom 26.09.2014 vom Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen- Anhalt genehmigten vorzeitigen Baubeginn für einen Abschnitt von 400 m hat. Somit beabsichtigt das Land Sachsen-Anhalt das einst am 12.07.2013 vom halleschen Oberbürgermeister widerrechtlich, auf Kosten des Steuerzahlers baulich begonnene Vorhaben zur Errichtung eines 1.500 m langen, drei Meter hohen und 30 m breiten Deiches im Bereich des Sandangers und der Halle-Saale-Schleife in unmittelbarer Nähe der Saale rechtlich zu legitimieren. Somit hat sich das Land Sachsen-Anhalt zum Ausdruck gebracht, dass es nicht gewillt ist, eine landesweite und länderübergreifende nach Fließgewässern orientierte Konzeption zum Umgang mit Hochwasser anzugehen. Man bekräftigt dabei immer wieder die vollkommen falsch verwendete statistische Einstufung des Hochwassers im Jahr 2013 als 100-jähriges Hochwasser und merkt dabei gar nicht, dass somit der Deich noch sinnloser erscheint. Den Skandal verschärft dabei noch, dass die Stadt Halle (Saale) zwar richtigerweise nunmehr die Eissporthalle sowie die angrenzende Sporthalle und ihre Nebenbauten zurückbauen möchte, aber nach Medienberichten nun beabsichtigt in eine natürliche Retentionsfläche Wohnbebauung vorzunehmen. Ein derartiges Vorhaben ist an Unverantwortlichkeit, fachlicher Inkompetenz und Ignoranz von Tatsachen nicht zu übertreffen. Es ist die Frage erlaubt, inwieweit die derzeitig Verantwortlichen im Land Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) überhaupt noch in der Lage sind, im Interesse der hier lebenden Bevölkerung zu agieren. Somit gibt man zu, dass es nicht um einen „Hochwasserschutz“ für die Bewohnerinnen und Bewohner Halle-Neustadts geht, sondern um Beibehaltung von Bauland für Wohnbebauung. Entgegen jeglicher fachlicher und moralischer Vernunft engt man Retentionsflächen weiter ein und bedroht sogar verstärkt die Altstadt östlich und nordöstlich der Saale.

Aller Voraussicht nach ist nämlich davon auszugehen, dass das Hochwasser zum einen in dem eingeengten Raum zurückgestaut und zum anderen in andere Bereiche hinübergedrängt wird. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ gehen davon aus, dass insbesondere verstärkt die hallesche Altstadt, die Peißnitzinsel, Giebichenstein, aber auch Kröllwitz mit der Talstraße davon betroffen sein könnten. Ebenfalls fand nach Auffassung von Initiative „Pro Baum“ und des AHA keine ausreichende Beachtung, dass mit umfassenden Qualm- bzw. Druckwasser zu rechnen ist, welche dann auf Grund des davor stehenden Deiches nicht von selbst abfließen können und somit ggf. über den Deich zu pumpen wären. Dies wäre mit weiterem unkalkulierbarem technischem und finanziellem Aufwand verbunden. Das lässt sich auch nicht durch Spundwände verhindern. Ferner berücksichtigen die bisher getätigten Berechnungen nicht, die Höhe und Schnelligkeit des heranströmenden Hochwassers sowie die Dauer des zu erwartenden Hochwassers. Ebenfalls ist es möglich, dass die besagten Spundwände das von Westen zur Saale heranströmende Grund- und Schichtwasser am Abfluss behindern und somit einen Rückstau in Richtung Halle _ Neustadt mit Entstehung von punktuellen oder flächendeckenden Vernässungsgebieten zur Folge hat. Das Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt versuchen auf zweifelhafter Art und Weise in Sachen Hochwasser die Bedenken der Menschen auf der Peißnitz, in der halleschen Altstadt, in Giebichenstein und Kröllwitz zu zerstreuen. Dabei weiß jeder, dass bei einem Gebiet, wo zahlreiche Bauten wie Brücken, Gebäude und auch Gehölze existieren, es eines dreidimensionalen Strömungsmodells bedarf. Die vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt durchgeführte zweidimensionale Messung ermöglicht dagegen nur eine Messung in der Hauptfließrichtung und quer dazu. Dagegen ermöglicht die dreidimensionale Berechnung auch die Berücksichtigung vertikaler Komponenten, wie eben kompliziertere Bauwerke und Gegebenheiten. Insofern erscheinen die angeblich nur zentimeterhohen Aufstauungen im Zuge der angedachten Deichneuverlegung im zweifelhaften Licht. Von daher gilt es auch zu prüfen, inwieweit der steuerfinanzierte Landesbetrieb vorsätzlich falsche Berechnungen vornehmen ließ.

Der angedachte Deich soll Hochwasserhöhen bis 8,60 m abhalten. Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) stellen sich, ausgehend von Hochwasser 2013 mit einer Höhe von 8,10 m Unterpegel Halle-Trotha, da die Frage, was geschieht, wenn wir Hochwassersituationen mit 8,70 m und aufwärts haben ? Verspricht man da nicht den Bewohnerinnen und Bewohnern Halle – Neustadts einen 100%igen Hochwasserschutz den man so nicht absichern kann?

Anstatt endlich zur Kenntnis zu nehmen, dass eine weitere Einschränkung des Hochwasserraumes der Saale um weitere 7,84 ha, künftige Hochwassersituationen eher verschärfen, als entspannen. Zudem die Gefahr besteht, dass aller Voraussicht nach davon auszugehen ist, dass das Hochwasser zum einen in dem eingeengten Raum zurückgestaut und zum anderen in andere Bereiche hinübergedrängt wird. Der AHA und die Initiative „Pro Baum“ gehen davon aus, dass insbesondere verstärkt die hallesche Altstadt, die Peißnitzinsel, Giebichenstein, aber auch Kröllwitz mit der Talstraße davon betroffen sein könnten. Die finanziellen Berechnungen des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) halleschen Oberbürgermeisters gehen zudem von einem falschen Ansatz aus. Bei allen diesen Überlegungen sind auch die Errichtung und Wartung des angedachten längeren, breiteren und höheren Deiches zu berücksichtigen. Ebenso dürfen die bereits entstandenen Schäden, welche auf den eigenmächtigen Abholzungen und Baumaßnahmen ab dem 12.07.2013 basieren, keinesfalls unberücksichtigt bleiben. Zudem erscheint es unlogisch zu sein, dass das Finanzamt richtigerweise aus Gründen des Hoch- und Qualmwassers seinen Standort in Halle-Neustadt räumen soll, während man bisher eine Eissporthalle an einem Standort neu errichten möchte, welcher sich noch eindeutiger im Hochwasserraum befindet.

Offenbar haben die Verantwortlichen des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) sich immer noch nicht ernsthaft mit den Hochwassersituationen seit 1994 auseinandergesetzt. Dabei hätte man feststellen können, dass das die gegenwärtige Struktur des Terrains der Eissporthalle und des angrenzenden Teils des früheren Kulturparks zum Rückstau und teilweisen Strömungsverstärkung auf den Gimritzer Damm beiträgt. Ein Neubau der Eissporthalle mit Neuverlegung des Deiches an der Halle-Saale- Schleife würde womöglich durch Rückstau, zu einer Strömungsverstärkung auf den Passendorfer Deich führen und zudem den Abfluss des Hochwassers massiv behindern. Aus dem Grund sind Überlegungen zu einer weiteren Einschränkung des Hochwasserraumes von vornherein auszuschließen. Darüber hinaus gilt es alle Aufschüttungen, welche im Zusammenhang mit der Errichtung der Halle-Saale-Schleife, der Eissporthalle und des einstigen Kulturparkes mit IL-14-Cafe entstanden sind, komplett und ersatzlos zu entfernen, um auch dadurch entstandene Rückstausituationen und Abflusshindernisse zu beseitigen. Hinsichtlich des Gimritzer Dammes verweisen Initiative „Pro Baum“ und AHA darauf, dass bereits bei den vorangegangenen Hochwassersituationen der Gehölzbestand zum Bestand des Bauwerkes beigetragen hatte. Schwachpunkte bilden stattdessen die teilweise recht stark ausgeprägten Trampelpfade und die Flächen, wo Abholzungen stattfanden. Abgesehen davon, dass immer wieder das über die Grund- und Schichtwasser herangeführte und unter dem Damm hindurchfließende Qualm- oder Druckwasser ebenfalls zu Überflutungen führen können. Daher schlagen Initiative „Pro Baum“ und AHA vor, dass nach der Errichtung des neuen Finanzamtgebäudes und des Abrisses des alten Gebäudes der Staatsicherheit komplett von jeglicher Bebauung freizuräumen und freizuhalten ist. Aus dem Grund regt der AHA zudem einen Umzug der Stasiunterlagenbehörde an. Die mit der Beseitigung der Unterbauten der Gebäude entstandenen Mulden gilt es zu erhalten, um so im Übergangsbereich der Auen von Saale und Saugraben die ursprünglichen Vernässungsräume wiederherstellen zu können. Perspektivisch sollte eine Fortsetzung der baulichen Beräumung in dem gesamten bisher bebauten Raum in Richtung Passendorf ihre Fortsetzung finden. Somit wäre ein weiteres Stück der Saaleaue wieder von Bebauung beräumt und ein Durchströmen von Hochwasser bzw. Abfluss von Qualm- oder Druckwasser möglich. Ferner hat der AHA immer wieder vorgeschlagen die einstigen Bögen der Elisabethsaale und der Wilden Saale, welche einst durch das Gebiet des Holzplatzes und des Sandangers flossen und in der Zeit von 1968 bis 1978 verfüllt worden sind, wieder zu beleben, um einen Abfluss der Hochwasser besser vorantreiben zu können. Darüber hinaus sind schrittweise alle Bauten aus dem Sandangergebiet zu entfernen, um ein ungehindertes Ausbreiten von Hochwasser zu ermöglichen.

Darüber hinaus schlagen Initiative „Pro Baum“ und AHA vor im Bereich der wiederentstandenen Wilden Saale am Holzplatz und am Sandanger einer sukzessiven Entwicklung eines Auenwaldes zu überlassen, was nicht nur ökologisch sowie stadt- und landschaftsgestalterisch aufwertenden Charakter besitzt. Bekanntlich brechen Auenwälder Hochwasserwellen, nehmen ihnen die Wucht, dienen als Hochwasserspeicher und tragen zudem zum „Auskämmen“ von Schwemmgut bei. Das Hochwasser könnte dann „geordnet“ über den wiederhergestellten Lauf der Wilden Saale abfließen. Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) halten es daher für dringend geboten für die Stadt Halle (Saale) eine aktuelle und nachhaltige Hochwasserkonzeption zu erstellen, welche in eine Gesamthochwasserkonzeption der Saale und ihrer Nebengewässer einzubetten ist. Hier gilt es Maßnahmen zu erarbeiten und zu ergreifen, welche zum einem eine Rückgabe von Hochwasserausbreitungsräumen beinhaltet und somit zur Entschärfung von Hochwassersituationen beiträgt sowie zum anderen dafür Sorge trägt einer Verschärfung von Hochwasserereignissen entgegenzuwirken. Dabei gilt es u.a. zu berücksichtigen, dass etwa ein Drittel von Halle – Neustadt und weitläufig betrachtet fast dreiviertel des Stadtteiles zur Saaleaue und somit zum Überschwemmungsgebietes des Flusses gehört. Somit halten beide Organisationen es im Falle weiterer Rückbaumaßnahmen in Halle- Neustadt vorrangig den Bereich der östlichen Neustadt und da ganz besonders das Gebiet Passendorf und den östlichen Bereich dafür einzubeziehen.

Der AHA hat bereits seit dem Aprilhochwasser im Jahre 1994 immer wieder ein nachhaltiges, umfassendes und zukunftsfähiges Hochwasserschutzkonzept für die Stadt Halle (Saale) eingefordert. Das nun der nunmehrige hallesche Oberbürgermeister in einem Eilverfahren diesen zugegeben 4,9 Millionen Euro teuren Umwelt- und Naturfrevel mit absolut fragwürdigen Nutzen durchziehen möchte, zeugt daher von vorgeschobenen Gründen, um eine umfassende sinn- und zielführende Erstellung obengenannter Hochwasserschutzkonzeption zu umgehen. Stattdessen versucht der Oberbürgermeister Halles mit undemokratischen Mitteln die Meinungen, Vorschläge, Bedenken und Anregungen der halleschen Bevölkerung ihrer Vereine, Initiativen und Verbände sowie aber auch des Stadtrates auszuklammern.

Dass nunmehr das Land Sachsen – Anhalt die Verantwortung für die Planung eines neuen Hochwasserdeiches östlich von Halle – Neustadt und westlich der Peißnitzinsel im Bereich der Halle-Saale-Schleife übernommen hat, verbessert diese fachlich und inhaltlich unverantwortliche und kurzsichtige Herangehensweise in keiner Weise.

Beide Organisationen fordern daher wiederholt und mit Nachdruck endlich die Erstellung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Hochwasserschutzkonzeption ein, welche u.a. die Erweiterung von Retentionsflächen und die Verringerung von Versiegelungsflächen beinhalten sollten und es auf breiter Basis öffentlich zu diskutieren gilt.

Mit dem nunmehr nicht mehr bestehenden Einspruch des halleschen Oberbürgermeisters gegen den Beschluss des halleschen Stadtrates die Eissporthalle zu verlegen ist eigentlich der richtige Ansatz gelegt, die Flächen ab Südkürve der Halle-Saale-Schleife so abzusenken, dass noch besserer Durchfluss des Hochwassers möglich ist. Somit ist von einer umfassenden räumlichen Entlastung des Gimritzer Damm sowie des Sandangers und des Südteils der Peißnitzinsel auszugehen. Eine erneute Bebauung und dann noch mit Wohnbebauung ist ein unverantwortlicher und skandalöser Vorgang. Abgesehen davon, dass bei Festhalten an diesen katastrophalen Plänen einem von der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Altstadt in Halle (Saale) und vom halleschen Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand begrüßten Hochwasserrat bereits eine sehr entscheidende Handlungsbasis entzogen ist, bevor er sich überhaupt gründen konnte. Von daher appellieren die Initiative „Pro Baum“ und der AHA an den am 25.04.2014 neugewählten halleschen Stadtrat, aber auch an die Verantwortlichen des Landes Sachsen-Anhalt, diese Pläne endlich zu stoppen, sich stattdessen für ein länderübergreifendes Hochwasserkonzept und in dem Atemzug für einen akzeptablen Alternativstandort für die Eissporthalle stark zu machen sowie eine Alternativbebauungen mit Wohnbebauung nicht zuzulassen. Letzteres ist dabei nicht nur aus dem Blick des Umgangs mit Hochwasser und seiner Einzugsgebiete zu sehen, sondern auch aus der Sicht des fortgesetzten, Rückbaus von Wohnbauten in Halle-Neustadt. Offenbar fehlt der Stadt Halle (Saale) auch hier ein schlüssiges Konzept. Stattdessen spalten Verantwortliche des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) mit unverantwortlichen Populismus die Bewohner der Alt- und Neustadt. Es ist zu hoffen, dass man das u.a. bei den nächsten Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2016 angemessen berücksichtigt. Der Ruf aus dem Wendeherbst 1989 nach gesellschaftlicher, personeller und fachlicher Erneuerung erscheint somit aktueller denn je.

In dem Blickfeld betrachtet, fordern Initiative „Pro Baum“ und AHA den Bescheid des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt zum vorzeitigen Baubeginn vom 26.09.2014 sowie die nunmehrige Gesamtgenehmigung öffentlich zuzustellen, um Jedem die Möglichkeit des Einreichens eines ordnungsgemäßen Widerspruchs bzw. den rechtsstaatlichen Weg zu ermöglichen. Darüber hinaus rufen Initiative „Pro Baum“ und AHA zur aktiven Mitwirkung interessierter Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Halle (Saale) auf, sich mit einzubringen. Interessenten können folgendermaßen zum AHA Kontakt aufnehmen:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de;
Internet: http://www.aha-halle.de
Tel.:: 0345 – 2002746