In der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 02.05.2016 war auf Seite 9 mit der Überschrift „Das Runde muss ins Loch“ eine sehr umfassende Darstellung von Katja Pausch des gegenwärtigen Standes der Entwicklung des Golfplatzes am Hufeisensee enthalten. Wie gehabt, vermittelte die sehr wohlwollende Darstellung ein Bild von Golf als Volkssport. Dass es nicht an dem ist, beweist unter anderem ein Online-Beitrag im „Manager Magazin“ von Peter Henke vom 23.01.2015. Aus dem Beitrag sei zur Akzeptanz in der Bevölkerung folgendes zitiert:

„Mit aktuell knapp 638.000 organisierten Golfern betreiben dieses Spiel in Deutschland gerade einmal 0,79 Prozent der Bevölkerung. „ Zitat Ende

Das Magazin spricht offen vom wirtschaftlichen Niedergang. Nun versuchen Golfclubs mit großen Werbeoffensiven ihren wirtschaftlichen Stand zu verbessern. So führt das „Manager Magazin“ abschließend dazu folgendes aus, Zitat:

„Die ersten Negativschlagzeilen sind schon da: Laut Billion gab es 2013 gleich acht Insolvenzen von deutschen Golfanlangen.“, Zitat Ende

Bei allen Versuchen die eigentlich „Elite“-Sportart Golf volkstümlicher zu gestalten, ist davon auszugehen, dass auch der Golfklub Halle seine Preise anziehen wird, wenn er nicht ausreichend Mitglieder bekommt.

In dem Zusammenhang ist es sehr interessant, wie sich die angeblich überparteiliche und unabhängige „Mitteldeutsche Zeitung“ ins Zeug wirft, um dem Golfklub in Halle (Saale) zu helfen. Der Kommentar von Katja Pausch auf Seite 10 steigert sich zudem darin hinein zu behaupten, dass Umweltzerstörungen und das Golf ein elitärer Sport ist, eigentlich nur Unterstellungen seien. Eine derartige Herangehensweise lässt sehr stark eine dringend notwendige seriöse und fachlich fundierte journalistische Arbeit vermissen. Pressefreiheit darf nicht dazu führen, dass man die gesellschaftliche Verantwortung als öffentliche Medien vernachlässigt. Nicht ein einziges Mal hat sich offenbar ein Vertreter dieser Zeitung ernsthaft und tiefgreifend mit den Zerstörungen an Umwelt, Natur und Landschaft auseinandergesetzt, welche bereits stattgefunden haben bzw. noch zu erwarten sind. Bei den Protestexkursionen der Initiative „Pro Baum“ und des AHA am 14.07.2015 und am 29.09.2015 glänzten die „unabhängigen“ und „überparteilichen“ Journalisten mit Abwesenheit. Stattdessen gibt man sich kräftig Mühe ehrenamtlich Umwelt-Organisierte permanent und unverantwortlich als „Nein“-Sager zu verunglimpfen und deren Anliegen viel zu oft sinnentstellt verkürzt darzustellen.

Frau Pausch hat am Beispiel Golfplatz Hufeisensee in ihrem Beitrag und in ihrer damit verbundenen Kommentierung sehr deutlich bekundet und begründet, auf welcher Seite sie die „Mitteldeutsche Zeitung“ positioniert. Daher möchte der AHA noch einmal nachfolgend seine fachlich-inhaltliche Position dazu darstellen und bringt seinen dringenden Wunsch zum Ausdruck, diese Darstellung vollumfänglich und nicht sinnentstellt in der „Mitteldeutschen Zeitung“ veröffentlicht zu bekommen. Wie heißt es so schön, was dem einen Recht ist, ist dem anderen billig.

Wie bereits mehrfach vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) festgestellt, bedarf es im Interesse der Allgemeinheit eines wissenschaftlichen Gesamtkonzeptes für den Schutz und der Entwicklung des Hufeisensees im Osten der Stadt Halle (Saale), welches die Belange des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes, des Tourismus und der Naherholung, des Sportes sowie der Land- und Forstwirtschaft untersucht und zueinander abwägt.

Der am 25.03.2015 mehrheitlich vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) beschlossene Bebauungsplan 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“ erfüllt dieses Anliegen in keiner Weise. Dazu zählen das nunmehr begonnene Vorhaben zur Errichtung eines 27-Loch-Golfplatzes, sowie die unverantwortliche Ausweitung der Wassersportanlagen, die Errichtung eines Trainings- und Ausbildungszentrum der DRK-Wasserwacht Halle und eines Campingplatzes im Süden des Hufeisensees.

Ganz besonders zählen aber auch die baulichen Einrichtungen von Badestränden im Norden und Nordwesten des Hufeisensees sowie eines asphaltierten 6 km langen und mindestens 3 m breiten Rundweges um den See herum.

Die vorgesehenen Standorte der Badestrände mit ihren Schilfbereichen und Gehölzhecken – welche zudem einen Schutz nach § 22 Absatz 1 Nummer 8 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt genießen – bilden einen sehr wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Gerade die Entwicklung in den letzten 32 Jahren hat zu einer umfassenden ökologischen Aufwertung geführt. So nutzen z.B. zahlreiche Wasservögel, Lurche und Insekten diese angedachten Strandbereiche. Im Falle der Umsetzung der Pläne ist mit einer massiven Zerstörung einer jahrzehntelangen sukzessiven Entwicklung zu rechnen.

Auf Grundlage der vorliegenden Pläne ergibt sich bei einer Länge von 6 km = 6.000 m x Mindestbreite im Umfang von 3 m, eine zusätzliche Versiegelung von 18.000 m² = 1,8 ha. Dieser Weg zerschneidet den Landschaftsraum, erschwert für Kleinsttiere die ungestörte Überwindung der Asphaltstrecke, was sich bei Erhitzung im Sommer und intensiver Nutzung der Wege noch verschärft. Hinzu kommt die Missbrauchsgefahr der Nutzung durch Motorräder und Mopeds sowie Nutzung als Rennstrecke für Rennräder, was zudem noch die Unfallgefahr für andere Fahrradfahrer und Fußgänger steigert.

Im Rahmen einer Exkursion am 14.07.2015 und am 29.09.2015 konnten sich die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick zu den massiven und zerstörerischen Bauarbeiten zum Golfplatz im Westteil des Hufeisensees verschaffen. In großen Abschnitten von mehreren hundert Metern haben die Bauarbeiten die Uferbereiche mit ihrem sukzessiven Bestand an Gehölzen, Hochstauden und Schilf komplett zerstört. Das hat zur Vernichtung eines arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten geführt. Ferner vernichteten die Bauarbeiten eine angrenzende Ackerfläche, welche noch im Sommer mit zahlreichen Hochstauden, wie Gewöhnlicher Kratzdistel, bewachsen war. Diese Flächen dienten u.a. zahlreichen Insekten als Blütenweide und im Samenstadium zum Beispiel dem Stieglitz als Nahrungsgrundlage.

Dabei ist Jedem klar und bekannt, dass diese Bauarbeiten reinen Partikularinteressen einer deutlich geringen Minderheit, in der Regel einem vermögenden Klientel dient. Jedoch haben der Stadtrat der Stadt Halle (Saale) und der hallesche Oberbürgermeister und seine Verwaltung den gesetzlichen Auftrag und somit die Aufgabe dem Allgemeinwohl zu dienen. Die Inaugenscheinnahme der massiven Zerstörungen an Umwelt, Natur und Landschaft im Westteil des Hufeisensees versinnbildlichen eher den deutlichen Verstoß gegen dieses Prinzip. Die angedachten weiteren Maßnahmen im Zuge des am 25.03.2015 mehrheitlich vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) beschlossenen Bebauungsplans 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“, wozu noch die Badestrände, der Rundweg und die Erweiterung der Wassersportanlagen gehören, lassen weitere derartige massive Zerstörungen und Verwüstungen an Umwelt, Natur und Landschaft am und im Hufeisensee erahnen bzw. vermuten. Alle anderen bisherigen und womöglich künftigen derartigen Beteuerungen von den politischen Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) und des Labuschke-Clans können in keiner Weise der Wahrheit entsprechen. Bereits die gegenwärtigen Zerstörungen und Vernichtungen an Umwelt, Landschaft und Natur am Hufeisensee reihen sich ein in die zahlreichen anderen derartigen und gegenwärtigen ähnlichen Aktionen gleichen Ausmaßes ein, wozu die Massenabholzungen in der Fiete-Schulze-Straße/Otto-Stomps-Straße, Beesener Straße, Delitzscher Straße, am Park Am Steintor und am Saaleufer am Holzplatz, der Brückenbau zur Rabeninsel sowie der Raubbau in der Dölauer Heide eindeutig dazugehören.

Im Zusammenhang mit den mehrfach obengenannten Aspekten fordert der AHA erneut und verstärkt den unverzüglichen Stopp sämtlicher Aktivitäten auf der Basis des Bebauungsplanes 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“. Alternativ gilt es stattdessen endlich eine ordnungsgemäße und fachübergreifende wissenschaftliche Planung vorzunehmen. Eine Basis könnte dazu, der vom AHA dem Fachbereich Geografie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgelegte, am 11.06.2001 erstellte „Rahmenplan zur Erstellung einer Nutzungs- und Entwicklungskonzeption für den Hufeisensee in Halle (Saale)“ bilden. Die Erstellung ließe sich ggf. im Rahmen einer Diplom-, Beleg- oder Praktikumsarbeit realisieren.

Im Interesse einer verstärkten ökologischen Begleitung der Entwicklung des Hufeisensees hat der AHA beschlossen eine „Arbeitsgruppe Hufeisensee“ zu bilden. Wer in dieser Arbeitsgruppe mitarbeiten möchte, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/2002746
Fax.: 01805-684 308 363
Internet: https://www.aha-halle.de
E-mail: aha_halle@yahoo.de