Bekanntlich bilden Fluss- und Auenlandschaften eine wichtige Einheit. Beide stehen in einer engen und sehr vielfältigen Wechselbeziehung zueinander. Die Auenlandschaften dienen den Flüssen als Ausbreitungsraum für Hochwasser und versorgen sie somit mit Wasser, Sedimenten und z.B. als Schwemmgut herangetragenes neues genetisches Material aus Tieren und Pflanzen. Im Umkehrschluss fungieren die Auenlandschaften als „Reinigungskraft“ für die Flüsse, indem beispielsweise Auenwälder das abgebremste Wasser von Sedimenten „befreien“ sowie Schwemmgut „herauskämmt“.
Diese langzeitige Wechselbeziehung hat somit eine der arten- und strukturreichsten Naturlandschaften der gemäßigten Zonen hervorgebracht, welche zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum bietet. Darüber hinaus trägt diese intensive Wechselbeziehung zur Verbesserung des Landschafts- und Ortsbildes urbaner Gebiete bei und sorgt als Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet und –korridor für eine nachhaltige Verbesserung des Klimas.

Verständlicherweise haben daher Fluss- und Auenlandschaften eine magische Anziehungskraft für die stressgeplagte Bevölkerung um die Natur zu genießen und sich in ihr ausgiebig zu erholen. Ferner sorgen sie optisch zur grünen Auflockerung von Landschafts- und Ortsbildern.
Dazu zählt unweigerlich der zur Saale gehörende Mühlgraben, welcher am Ratswerder beginnt und nach einem Verlauf von 2,39 km an der Ziegelwiese in den momentanen Hauptstrom der Saale zurückkehrt. Auf dem Weg bis dahin ist das Fließgewässer weitgehend von einem umfassenden Gehölzbewuchs geprägt. Insbesondere in den Bereichen des Ratswerder, der Spitze, des Robert-Franz-Ring, der Würfelwiese und der Ziegelwiese reiht sich das Fließgewässer in bestehende Grünbereiche der Saaleaue ein. Somit fungiert der Mühlgraben als Grün- und Biotopverbund, Frisch- und Kaltluftkorridor sowie auch Lebens- und Rückzugsraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten.

Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass die Belastung der Saaleschlämme u.a. mit Schwermetallen nicht unerheblich ist. Im Rahmen der „Umsetzung Sedimentmanagementkonzept – Vorplanung Mühlgraben Halle“ des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) ermittelte die Arcadis Deutschland GmbH am 07. und 11.07.2014 beispielsweise eine Belastung des Schlammes mit den Schwermetallen Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink, welche fast ausschließlich aus der jahrzehntelangen Chemieproduktion in Buna und Leuna stammen. Die Messungen ergaben u.a. eine weitgehende Überschreitung der Schwellenwerte der Flussgebietsgemeinschaft Elbe. Die von der Arcadis Deutschland GmbH vorgeschlagenen Maßnahmen bedürfen nach Ansicht des AHA noch einer breitgefächerten und öffentlich geführten Diskussion.
In dem Blickwinkel betrachtet ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Verwal-tung der Stadt Halle (Saale) mit eingeworbenen Fördermitteln in Höhe von 260.000,00 Euro zur Neugestaltung des Mühlgrabens entlang des Robert-Franz-Ringes zu einem Architektur-Wettbewerb aufruft.
Der AHA warnt davor den bisher entwickelten Grünbereich aus Bäumen und Wiesen zu entfernen und stattdessen weitere Flächen im halleschen Stadtgebiet teilweise bzw. vollständig zu versiegeln. Neben der bereits obengenannten ökologischen, hydrologischen und stadtgestalterischen Bedeutung dieses Abschnittes des Mühlgrabens, sind die Bedingungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu beachten. Alternativ schlägt der AHA vor, die Erarbeitung einer Studie zur Wiederfreilegung, Gestaltung und Entwicklung der Gerbersaale in Auftrag zu geben.

Der AHA fordert in dem Zusammenhang erneut eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption in und für Halle (Saale), welche Naherholung und Tourismus dem Schutz und Erhalt von Natur, Landschaft und Umwelt unterordnet. Was nützt es uns Natur und Landschaft für Naherholung und Tourismus zu nutzen, wenn diese massiv geschädigt oder gar Zerstörung erfahren soll und somit ihre Arten- und Strukturvielfalt verliert, welche aber u.a. die anziehende Wirkung für die Bevölkerung ausmacht. Daher gilt es die Flusslandschaft der Saale in Halle nicht zu „vermarkten“, sondern zu schützen, zu erhalten und zu bewahren, damit sich auch künftige Generationen in ihr erholen und entspannen können.

Daher ruft der AHA die Bevölkerung auf, sich für ein natur-, landschafts- und umwelt-verträgliches Entwicklungs- und Tourismuskonzeption für die Saale und ihrer Aue einzusetzen, welches weitläufig zur Abstimmung mit derartigen Aktivitäten, im Land Sachsen-Anhalt sowie den Freistaaten Sachsen und Thüringen beiträgt.

Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)

Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Internet: https://www.aha-halle.de